Ich arbeite seit über 6 Jahren in meinem Beruf, seit Kurzem auch als Koordinatorin und ich liebe ihn. Trotzdem konnte ich bis vor Kurzem kaum davon leben (an die Rente möchte ich nicht denken). Als Koordinatorin bin ich, gemessen an dem Aufwand und den Aufgaben, zwar noch immer unterbezahlt, kann aber etwas besser davon leben. Ich muss diesen Job also lieben.
Es muss unbedingt etwas geschehen und ich hoffe, dass man nach all den Jahren, in denen wir nur ein Erlass und Resterampe waren, trotzdem alles geschafft und den Betrieb mit viel Einsatz und Herzblut am Laufen gehalten haben (manchmal nur mit vier Erzieher*innen auf über 150 Kinder plus Mensabetrieb), endlich nicht nur AUF uns schaut, sondern NACH uns schaut und uns hört.
Ich frage mich: Wann werden typische Frauenjobs endlich wertgeschätzt und anständig entlohnt? Ja, das Rollenbild der Frau schreibt uns vor Arbeitnehmerinnen, Mütter, Hausfrauen, Alltagsmanagerinnen und Partnerinnen zu sein und nebenbei noch selbst genug Zeit für uns zu haben, um nicht gänzlich bekloppt zu werden und/oder zu verloddern. Das Dauergrinsen in unserem Gesicht nicht zu vergessen und die Dankbarkeit über Kleinigkeiten. Zufriedenen mit dem was man bekommt, alles andere löst unsere stets freundliche, positive und lösungsorientierte Art. Immerhin dürfen wir mittlerweile ja ohne vorherige Genehmigung unserer Ehemänner arbeiten gehen.
Sorry, aber die Situation ist in der heutigen Zeit überhaupt nicht mehr tragbar und mit welcher Rechtfertigung auch? Wir sind keine Maschinen und werden nur derartig ausgebeutet und vergessen, weil wir zu leise und genügsam sind. Weil wir unseren Beruf leben und dies leider bedeutet, dass wir uns aufgrund unserer empathischen, respektvollen, ausdauernden, lösungsorientierten Art, unserer gewaltfreien Kommunikation und der Tatsache, dass wir immer an die Anderen denken und unser alles und mehr geben (zuletzt auch unsere Gesundheit!!!), um die uns Anvertrauten zu versorgen, beschützen und ihnen alles zu geben, was sie brauchen, ständig selbst vergessen. Dabei wurde bereits viel unternommen: die Politik wurde aufmerksam gemacht, es gab OGS-Konferenzen, alle wissen woran es hakt.
Es interessiert bloß nicht, weil wir sachlich und fachlich argumentieren und hoffen, dass sich etwas ändert, anstatt mit dem Vorschlaghammer alles niederzureißen oder große Streiks heraufzubeschwören. Stellt euch vor wir hätten es gemacht wie bei den Bahnstreiks. Und das in Zeiten einer Pandemie. Das ganze Land wäre zusammengebrochen. Aber das ist nicht unsere Art. Wir fragen freundlich und besprechen sachlich. Liefern sogar Lösungsvorschläge frei Haus. Wo auf dem Arbeitsmarkt läuft das sonst noch so? Und was passiert? Natürlich nichts.
Wir sollen Vorbilder sein und sind es, aber während wir es sind, kommen wir nicht weiter. Wir sind leider kein Wirtschaftsunternehmen oder Bank, sondern kosten stattdessen auch noch eine Menge Geld. Anscheinend ist es nicht interessant, was zu ändern. Das halte ich für unfassbar prekär.
Und was ist mit den Kindern, die ja bekanntlich unsere Zukunft sind? An den Personalschlüssel in der Kita gewöhnt, ab ins Auffangbecken OGS mit ständiger Unterbesetzung, wodurch nicht selten ein*e Erzieher*in auf über 30 Kinder kommt. Inklusionskinder, Kinder mit sozialen oder emotionalen Schwächen. Schüchterne Kinder und aggressive. Die Ruhigen, die immer durchs System fallen, weil alle anderen zügiger Unterstützung und Zuwendung brauchen. Dazu die wachsende Zahl an Kindern mit Schulangst und oder anderen (psychischen Schwierigkeiten). Wie ist das nach so langer Zeit noch zu rechtfertigen? Wie überhaupt?
Dass etwas passieren muss, ist doch lange allen klar. Und der Zeitpunkt ist JETZT und nicht in ein paar Monaten oder Jahren. Wir sind überlastet ohne Ende!
Wir brauchen
- klare Richtlinien / ein Gesetz, welches Standards regelt und festlegt
- Einen anderen Personalschlüssel
- Mehr Mittel
- Personal für die Mensen (bisweilen von uns als OGS Personal selbst geführt und bewirtschaftet)
- Bessere Aufgabenverteilung bzw. mehr Personal für die (Personal-) Abteilung, damit Aufgaben nicht an uns zurückgegeben werden müssen
- Klare Aufwertung unserer Rolle im öffentlichen Raum aber auch fachlich (klare Gesetze, Fachkräfte durch lukrativeres Gehalt und bessere Arbeitsbedingungen würden bereits helfen)
- Rhythmitisierung (vorantreiben) und Schulentwicklung. Bisweilen zu viele Teilzeitstellen, die
- häufig auch noch befristet sind. Zudem häufig als Nachmittagsbetreuung abgestempelt oder nicht als gleichwertiger Partner angesehen. Zugleich haben Schulen ständig Personalmangel. Gleichsam belegen genügend Studien den Erfolg der OGS-Modelle. Warum nicht lösungsorientiert alle Probleme und Bedarfe in einem regeln?
- Starre OGS Regelungen überdenken in- und außerhalb der Pandemie, da die Bedürfnisse der Familien anders sind (häufiger Reibungspunkt)
Es ist Sonntag mein kleiner Sohn wacht gleich aus dem Mittagsschlaf auf. Es ist typisch selbst an Wochenenden zu arbeiten, denn die bezahlte Arbeitszeit reicht fast nie um Standards einzuhalten und gute Arbeit zu leisten.